Türchen um Türchen von FreeWolf (Der Adventskalender 2010) ================================================================================ 24. Dezember ~ Katholisch? -------------------------- 24. Dezember ~ Katholisch? ((Das letzte Türchen im Adventskalender.. ;_; Ich glaub's noch nicht so recht. Es war mir ein Vergnügen, euch allen eine Freude zu machen, und ich bedanke mich herzlich bei allen KommentatorInnen, die sich die Mühe gemacht haben, ein paar Zeilen zu schreiben. Danke für die Gespräche, die sich so im Laufe der Zeit ergeben haben, und danke für euer Lachen, auch wenn ich es nicht gehört habe. Zum besseren Verständnis: die Jungs sind um die zwölf, dreizehn Jahre alt Fröhliche Weihnachten an alle! FW)) Charakter: Tala/Yuriy Iwanov & Bryan/Boris Kusnetsov Yuriy ging langsam durch den langen Gang. Es war Morgen, und die Sonne kroch gemächlich über die dicken Mauern, über Schnee und Eis im Hof, kratzte an den dreckigen Fenstern, als wolle sie hineingelassen werden. Nur langsam schaffte das Licht es, den Raum zu fluten. Gesprenkelte Schatten zierten den Boden, da, wo die Eisblumen ihren Platz einforderten. Yuriy trug eine dicke Jacke; die Heizung war wieder ausgefallen, sodass sie alles sich in einem der großen Schlafsäle hatten zusammenrotten müssen. Das >Не работает<-Schild an der Tür zum Heizkeller würde wohl noch einige Zeit dort bleiben. Balkov hatte immerhin ein eigenes Heizsystem, und solange das nicht ausfiel.. Der Rotschopf seufzte leicht und wandte sich dem Fenster zu. Das Licht flutete jetzt den Boden. Es war beinahe warm, wenn er die Augen schloss. Aber er schloss seine Augen nicht, genauso wenig wie es die anderen taten; hier war kein Platz für Träume. Es war bloß Platz für das Hier und Jetzt. Für Training. „Wusstest du, dass Balkov katholisch ist?“, Boris’ Stimme schreckte ihn aus seinen Träumen. Yuriy wandte sich hastig um, anders als sonst. Normalerweise konnte er den leisen Schritt seines Teamkameraden schon von weitem erkennen. Normalerweise drehte er sich auch nicht um. Er musterte den Silberblonden. „Woher willst du das wissen?“, fragte er desinteressiert. „Der Baum“, Boris grinste schief und deutete auf das Monster von Tanne, das drei Aufseher gerade in die Höhe zu bringen versuchten. Yuriy schüttelte den Kopf. „Es könnte genauso gut die Ёлочка für Neujahr sein.“, fand er ausweichend. Boris’ Grinsen verbreiterte sich noch etwas mehr. Immer, wenn er so grinste, wurde der Rotschopf das Gefühl nicht los, dass sein Kamerad etwas ausgeheckt hatte. „Allerdings haben wir heute bis Neujahr frei, weil Balkov nicht da ist“, bemerkte der Silberblonde überzeugt, „Also muss er Katholik sein“ Yuriy hob eine Augenbraue und wandte sich wieder dem Fenster zu. „Vielleicht will er uns bloß wieder Mal für irgendwas bestrafen“, mutmaßte der Rotschopf düster und musterte seinen Atem, der in weißen Wölken vor ihm aufstieg, „Die Heizung, die nicht repariert wird, das Training, das ausfällt..“ Eine Zeit lang herrschte Schweigen im langen Gang mit den Fensterreihen. Dann fühlte Yuriy plötzlich etwas Warmes an seinem Bauch, das er durch die dicke, orange-schwarze Jacke hindurch spüren konnte. Er blickte an sich hinunter. Eine Tasse heißen Kakaos, gehalten von Boris' Hand, dampfte fröhlich vor sich hin, und beinahe dankbar nahm er es an. „Ich hatte nicht erwähnt, dass die Fritzen, die da draußen am Baum herumwerkeln, auch Aufsicht über die Küche hätten?“, Boris zwinkerte Yuriy vergnügt zu, „Ivan hat den Dienstplan ein bisschen frisiert“ Die Sonne war bei der Tasse mit dem dampfenden Kakao angekommen. Yuriy sah einen Moment lang in die dunkelbraune Flüssigkeit und nahm einen Schluck. Der Kakao tat unheimlich gut nach der durchfrorenen Nacht, während der sich die vier Demolition Boys aneinandergedrängt hatten, um möglichst warm zu haben. Und da war dann noch dieses Brennen, das er in der Kehle zurückließ. „Wodka“, stellte der Rotschopf trocken fest. Er zog eine Augenbraue in die Höhe und warf seinem Teamkollegen einen Blick zu, doch der zuckte bloß mit den Schultern. „Ich habe bloß gesagt, Balkov ist katholisch, nicht ich“, grinste Boris unschuldig, „Und ich weiß nun einmal zufällig, wo der Koch seinen Vorrat versteckt“ Die Sonne kroch höher, beleuchtete Yuriys schmale, kräftige Hände mit den langen Fingern, die über die Tasse strichen. Ein Verband an der rechten Hand ließ den Silberblonden aufmerksam werden. Er trat näher und nahm die Hand in seine. „Hast du dich wieder beim Training übernommen?“, prüfend blickte Boris ins Gesicht des Rotschopfs, doch der hatte sich abgewandt. Wahrscheinlich verkroch er sich wieder in seiner eigenen, kleinen Gedankenwelt, in die niemand sonst Zugang hatte. Das wollte Boris nicht; wenn der Rotschopf sich abkapselte, war es immer so schwer, ihn wiederzufinden. Der Rotschopf nahm einen Schluck Kakao und blickte weiter nach draußen. Er war also noch nicht ganz weg. Boris blickte an ihm vorbei hinaus auf den Hof, konnte aber nichts weiter Interessantes erkennen. Da war nur dieser vermaledeite Baum, dem die drei Aufseher wohl doch nicht gewachsen waren. „Wohin schaust du?“, fragte er, blickte wieder zu Yuriy. Der schüttelte den Kopf. „Ich dachte einen Moment lang, ich hätte die Zukunft gesehen“, meinte er kryptisch, ein Hauch von Selbstironie auf den Lippen. „Und was hast du da gesehen?“, wollte der Silberblonde nun wissen. Yuriy war schon immer ein wenig seltsam gewesen. Schon, als sie sich auf der Straße kennengelernt hatten. Er hatte diesen Tick beibehalten, durch Fenster zu sehen und von seltsamen Dingen zu sprechen. Yuriy lächelte leicht und zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht. Aber dein Kakao war auch da“, sein Lächeln wurde breiter und erreichte seine Augen. Etwas, was in letzter Zeit viel seltener vorgekommen war. Die Sonne erreichte endlich das Gesicht des Rotschopfs, fiel in die hellen, silber-blauen Augen und ließ sie erstrahlen wie formbares Eis. Eine rote Strähne, die kupfern leuchtete, fiel ihm in die Stirn, die er jedoch sogleich zurückstrich. Boris zwinkerte vergnügt. „Komm’, holen wir Ivan und Sergej und gehen zum Spielplatz!“, schlug der Dreizehnjährige enthusiastisch vor. Yuriy trank den letzten Schluck Kakao und nickte. Immerhin war die Rede von Draußen! Wind wehte den vieren pulverigen Schnee entgegen, als sie die dunklen, kalten Mauern der Abtei verließen. Yuriy hob die Nase in den Wind, hörte das Flüstern der Wälder, die etwas weiter entfernt lagen und fragte sich, ob das, was er durch das Fenster gesehen hatte, auch wahr werden würde. Ein geschmückter Baum an Neujahr.. nun, vielleicht war Balkov ja doch katholisch, wie Boris meinte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)