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Türchen um Türchen

Der Adventskalender 2010
von

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1. Dezember ~ Adventskalender

1. Dezember ~ Adventskalender

Charakter: Tyson Kinomya
 

Er freute sich schon seit Tagen darauf. Deshalb hatte Tyson sich immer und immer wieder ausgemalt, wie es sein würde – er war einfach so. Er konnte gar nicht anders, als sich tierisch freuen, auch wenn danach ein Grund weniger da sein würde, sich zu freuen.

Er freute sich jedes Jahr aufs Neue darauf, egal, wie oft es noch kommen würde.

Die Spannung.

Die Mühe, alles schön aufzubekommen.

Die Mühe, um nichts kaputtzumachen.

Und dann die Freude, wenn man es geschafft hatte.
 

Und der Genuss.
 

Takao blickte auf die Uhr, versicherte sich, dass sie wirklich eine Minute nach Mitternacht anzeigte.

00:01

Es blinkte im ansonsten völlig dunklen Raum in grünem Licht. Tyson lächelte in sich hinein und wandte sich seinem Adventskalender zu. Das Türchen konnte geöffnet werden.

2. Dezember ~ Handschuhe

2. Dezember ~ Handschuhe

Charakter: King & Queen
 

„King!“, ihre Stimme war wie immer schriller als schrill. Der Weißhaarige hielt sich seine Ohren zu und tat, als wäre er nicht da. Leider hörte er seine Zwillingsschwester trotzdem. „Wo hast du meine Handschuhe hingeschmissen?“, und tatsächlich, er konnte sie hören als stünde sie neben ihm.
 

Oh.

Queen stand tatsächlich neben ihm. Sie zerrte seine Hände von den Ohren herunter. Der Blick ihrer topasfarbenen Augen hätte ziemlich vielen kleinen Kindern Angst einjagen können, befand der Weißhaarige leicht verschreckt. „Raus damit!“, forderte Queen abermals. King fuhr sich durch die Haare. Er seufzte laut auf und verschränkte die Arme vor der Brust. „Was sollte ich deiner Meinung nach mit den Handschuhen angestellt haben, hm?“, fragte er missmutig.
 

Queen ließ einen frustrierten Laut hören. „Was auch immer du mit meinen pinken Handschuhen mit den Schleifchen angestellt hast, du Bastard!“, brüllte sie sauer. Sie hatte sich schneller umgedreht und war aus dem Raum gestürzt, als dass King ihr hätte sagen können, wo ihre Handschuhe waren.

King zuckte mit den Schultern und grinste sachte in sich hinein.

Na, vielleicht fiel ihr noch auf, dass sie die Handschuhe schon angezogen hatte.

3. Dezember ~ Perfektion

3. Dezember ~ Perfektion

Charakter: Zeo Zagart
 

Der Bogen strich geschmeidig über die Saite, der Ton war voll und warm und drang ihm durch alle Poren. Zeo schloss die Augen und konzentrierte sich voll und ganz auf den Klang dieser einen Saite, geradeso als hinge sein Leben davon ab.

Der Klang durfte nicht abbrechen. Nie.

Er hörte jede Feinheit heraus, jeden Missklang, und korrigierte ihn, bis bei diesem einen Ton die ganze Violine schwang. Und nicht nur die Violine mit ihrem glänzenden, lackierten Holz in der Morgensonne, die durch das Fenster drang. Nein, alles schwang.

Von der Saite ausgehend drang der Klang in das Holz des Instruments, wo er verstärkt und weitergeleitet wurde, über das Holz gelangte er in Zeos Fingerspitzen, seine Arme, seinen Körper. Über seine Füße wanderte der Klang weiter in den Boden, den der Blauhaarige sacht vibrieren zu spüren glaubte.
 

Zeos Welt bestand aus dem einen Ton, der nicht aufhörte.

Vibrato. – „Gut so“, lobte sich der Junge in Gedanken. So stachelte er sich immer zum Weitermachen an.

Endlich war er zufrieden und fließend legte er einen Finger auf die Saite, den Zeigefinger.
 

Aus der fernen Realität vernahm der Blauhaarige die gedämpfte Stimme seines Vionlinlehrers: „Master Zagart, wenn Sie sich weiterhin so gedulden, stehen wir morgen noch mit derselben Tonleiter hier“

4. Dezember ~ Stimmungskiller

4. Dezember ~ Stimmungskiller
 

Charakter: Max Tate / Makkusu Mizuhara
 

„Jingle Bells, jingle bells,

jingle all the way..“
 

Von überallher Weihnachtsmusik. Bunte Lichter glänzten rund um ihn herum, die Stehplätze am Glühweinstand waren besetzt mit Pärchen, über denen Dampfschwaden aufstiegen.

Max verzog das Gesicht. Weshalb hatte er sich noch mal dazu entschlossen, mit seinen Eltern nach Österreich auf Skiurlaub zu fahren?
 

Apropos Eltern..

Der Blick der blauen Augen heftete sich auf die beiden Erwachsenen. Seine Eltern stellten sich gerade an einen Tisch und bestellten Glühwein. Judys Augen leuchteten, während sie ihre kalten Hände an die Tasse hielt und Max’ Vater ihr zuzwinkerte. Der Blondschopf lächelte leicht und steckte die Hände in die Hosentaschen.

Er wandte sich ab, um seine Eltern nicht in ihrer trauten Zweisamkeit zu stören und blickte über die rustikalen Ständchen. Schnee hatte seine Schuhe längst durchweicht (da fiel ihm ein, warum hatte er sie nur anziehen wollen?) und verbesserte seine Laune nicht gerade.

„Gute Laune, Max, gute Laune“, munterte er sich selbst auf und starrte angestrengt auf eine Glaskugel an einem der Stände.

Was verschaffte ihm gute Laune? Max dachte angestrengt nach. Schnee. Glitzerlichter am Weihnachtsbaum…
 

„Jingle Bells, jingle bells,..“
 

Max verzog säuerlich das Gesicht. War das nicht gerade gelaufen? Die ansatzweise gute Laune von eben verschwand spurlos. Das Lied war ein echter Stimmungskiller.

5. Dezember ~ Krümelpower

5. Dezember ~ Krümelpower

Charakter: Ian / Ivan Papov, Spencer / Sergej Petrov
 

„Spencer?“, große, runde, tiefbraune Knopfaugen blickten den hochgewachsenen Russen an. Der Blondschopf runzelte die Stirn. „Was willst du, Ian?“, fragte er skeptisch. Solche Nettigkeit bei Ian.. das konnte nur eines bedeuten: Unheil.

Der Kleinwüchsige antwortete nicht gleich, sondern schielte auf die Kekse, die Spencer gerade auf einem Teller arrangierte. Die Sozialarbeiterin saß gerade mit Tala im Wohnzimmer – warum musste der Rotschopf der Tussi bloß immer so in den Hintern kriechen?

„Weil er sie ins Bett kriegen will“, murrte Ian ungeduldig und starrte weiter auf die Kekse. Da waren welche mit roter Marmelade dabei, mit Zuckerguss, mit Schokolade.. Ian wollte nichts anderes als einen Keks. Da redete er sogar freundlich mit Spencer, um einen zu bekommen.
 

„Hab’ ich gerade laut gedacht, Krümel?“, wunderte sich Spencer und holte zwei der quietschbunten Tassen aus dem Schrank, die für Besuch bestimmt waren. Ian nickte. „Hast du“, antwortete er lakonisch grinsend.
 

Als Spencer zwei Minuten später wieder in die Küche kam waren die Kekse weg und Ian noch da. „Krümel, du hast noch Krümel auf der Nase“, wies Spencer den jüngeren grinsend hin. „Ich hab’ die Kekse nicht angefasst!“, beteuerte der Erwischte überzeugt, „Das war alles Krümelpower!“

6. Dezember ~ Krank

6. Dezember ~ Krank

Charakter: Robert Jürgens
 

Halb durchsichtige Schwaden stiegen aus der Teetasse. Sie fühlte sich wunderbar heiß an zwischen seinen Händen.

Bestimmt roch der Tee nach Schwarztee mit Vanillearoma, wie er ihn liebte, überlegte Robert, während er seine Nase dem Porzellangegenstand näherte. Die heißen Dämpfe streiften sein Gesicht, und zum ersten Mal an diesem Tag fühlte sich ein Teil seines Körpers nicht wie ein überdimensionierter Eiszapfen an.

Robert setzte die Tasse wieder auf den Nachttisch, ohne getrunken zu haben, und putzte sich geräuschvoll die Nase. Verdammt, wie er es hasste, ans Bett gefesselt zu sein. Er hatte doch wichtige Arbeit zu tun – oder zumindest noch die eine oder andere Schachpartie gegen Johnny zu gewinnen, sollte gerade einmal Leerlauf sein.
 

Es klopfte an die Zimmertür, und Gustov trat geschwind ein, ohne auf eine Antwort zu warten – wie sollte er denn auch eine bekommen? Robert hatte die ganze letzte Woche über keine Stimme gehabt. Da hatte kein Honigbonbon-Lutschen geholfen.

Der Dampf stieg noch immer aus der Tasse, und Robert trank nun endlich einen Schluck. Es war heiß – und bestimmt hatte der alte Butler, den Robert schon sein ganzes Leben kannte, auch einen Schuss „Gesundheitselixier“ dazugegeben. Der Lilahaarige schmeckte das sachte Brennen des Cognacs auf der Zunge und im Gaumen.
 

„Master Robert, Sie sollten Ihren Tee jetzt austrinken.“, riet Gustov vom anderen Ende des Raums, wo er ein Buch für den Lilahaarigen suchte, „Mit einer Grippe ist nicht zu scherzen!“ Robert nahm das Buch gerne in Empfang, auch wenn er es bestimmt schon dreißig Mal gelesen hatte.

Gustov hatte sich dies nie merken können. Trotzdem ersetzte er die Pflege einer liebenden Mutter schon die letzten zwanzig Jahre.

7. Dezember ~ Russische Bahn

7. Dezember ~ Russische Bahn

Charakter: Mariah / Mao Chou
 

Mariah atmete einmal ein, um die Luft gleich darauf wieder auszustoßen. Es war schneidend kalt um sie herum, und die junge Chinesin kuschelte sich frierend in ihren Mantel. Das (natürlich) pinke Kleidungsstück war ihre eigene Auswahl gewesen, und verursachte – zumindest, wenn sie ihrem Bruder glauben wollte – akutes Augen-Kotzen.

Ein Glück, dass sie ihrem Bruder nicht mehr glaubte, seit er ihr mal eine Schnecke als Ringelwurm verkauft hatte.

Mao schüttelte sich und schlug den Kragen hoch, damit ihr die Eiseskälte nicht noch schlimmer in die Poren fuhr. Sie hatte das Gefühl zu erfrieren – aber was tat man denn nicht für die Weltmeisterschaft?
 

„Wo bleibst du..?“, ungeduldig trat sie von einem Bein aufs andere. Die Uhr am Bahnhof zeigte gerade Mittag an, und eigentlich hätte der Zug schon längst einrollen sollen. Mariah duckte sich in einer plötzlichen Windböe.

Die Pinkhaarige schlich sich an einen der verlassen scheinenden Fahrkartenschalter. Tatsächlich hockte dort hinter dem schmuddeligen Fensterchen eine junge Frau. Ihre Finger waren nikotingelb, und ein kleines Gläschen, gefüllt mit verdächtig klarer Flüssigkeit.

„E-Excuse me“, versuchte es Mariah in ihrem stockenden, nuschelnden Englisch.

„Schto?“, grunzte die Angestellte der Russischen Bahn unfreundlich.
 

Mariah gab auf. Da blieb ihr bloß zu hoffen, dass der Zug irgendwie, irgendwo doch noch kommen würde. Immerhin wollte sie Ray doch persönlich begrüßen..!

8. Dezember ~ Ruhe

8. Dezember ~ Ruhe

((Heute etwas später als gewohnt, weil ich in München rumgegurkt bin.^^° Inspiriert hat mich ein Betender in der Heiligeist-Kirche in München, wo ich rein bin, um das Türchen zu schreiben. *lach*
 

Charakter: Oliver LesDemondes
 

Er trat von der kalten Dezemberluft hinein in die Dunkelheit. Das Licht von außen wurde abgeblockt; genauso wie der Lärm der Straßen, die Rufe der Touristen.. Oliver seufzte auf. Zumindest hier..

Der Bau schützte nicht unbedingt vor der Kälte draußen – bloß vor dem Lärm und all dem Trouble, der Paris’ Straßen zu dieser Zeit des Jahres befiel. Manchmal kam Oliver sich vor wie eine Ameise in einem Ameisenhügel; dann tat es gut, einfach hier heraufzukommen, wo es ruhig war und er die ganze Situation überblicken konnte.

Oliver war nicht sonderlich gläubig, oder gar so streng katholisch wie seine Grandmere es immer gern gehabt hätte. Nein, er liebte bloß die Ruhe, die Sacre Coeur trotz aller Aufregung rundum innewohnte. Alle Hektik von draußen blieb hinter den dicken, schweren Holzportalen zurück. Immer.
 

Ein Adventskranz war auf dem Altar aufgestellt worden, und zwei brennende Kerzen kündeten von der stillen Zeit. Obwohl.. gerade jetzt herrschte hier in Paris so viel Betrieb wie sonst bloß in der Hochsaison.

Überall rund um ihn herum in den Nischen und Seitenaltären brannten Opferkerzen und –lichter. Als Oliver auch eine anzündete, flackerte flüchtig ein heller Schein über sein Gesicht. Und dann..

Der junge Franzose betete nicht. Er stand bloß da, wie jedes Jahr um diese Zeit, und hoffte. Er hoffte, endlich ein Familien-Weihnachten zu erleben.

9. Dezember ~ Spiegelbild

9. Dezember ~ Spiegelbild

Charakter: Mathilda
 

Es gab eine Zeit im Jahr, da graute es Mathilda davor, nach draußen zu gehen. Die Zeit, sie nannte sich Vorweihnachtszeit.. und die junge Rosahaarige zog gerade jetzt gerne vor, Zuhause auf der Couch zu sitzen und Jane Eyre zu verschlingen.

Mathilda seufzte. „Warum tue ich mir das nur an?“, fragte sie mit verzagter Miene ihr Spiegelbild und streckte ihm gleich auch die Zunge heraus. Aus der Küche ertönte das Radio, das ihr Vater auf die höchste Stufe gedreht hatte, um besser mit WHAM! mitjaulen zu können.

Mathilda grinste ihr Spiegelbild schief an. „Na, besser ist’s hier auch nicht wirklich, wenn Papa Backlaune bekommt..“, erklärte sie ihm.

Sie rückte ihr schwarzes Barett zurecht und zwinkerte sich selbst aufmunternd zu. Sie war bereit für den Kampf.

Draußen schneite es dicke, weiße Flocken vom Himmel – ungewöhnlich für Südfrankreich, aber Mathilda freute sich auf weiße Weihnacht (vorausgesetzt natürlich, der Schnee blieb liegen, aber das würde er bestimmt).
 

Die U-Bahn fuhr bald ab, und sie beeilte sich, sie noch zu erwischen. Mathilda machte sich selbst Mut, ehe sie sich ins Getümmel stürzte. Immerhin musste sie die Weihnachtsgeschenke besorgen gehen.

10. Dezember ~ Gnadenlos

10. Dezember ~ Gnadenlos

((Wie komme ich hierrauf? Oo" Naja.. Spaß an der Freude.. *lach* Danke für die ganzen Kommentare^^ *verteilt Kekse*))
 

Charaktere: Kenny & Hilary/Hiromi Tatibana
 

„Jetzt komm’ schon, Kenny, mach hinne!“, fröhlich vor sich hin plappernd zerrte Hilary ihren Klassenkameraden am Handgelenk hinter sich her, „Immerhin wirst du bloß einmal 18!“

Kenny stolperte ungeschickt hinter dem Mensch gewordenen Wirbelwind her. Manchmal wunderte er sich wirklich, woher die zierliche Japanerin all ihre Kraft nahm – beinahe unheimlich.. aber vielleicht bekam man einfach einen solchen Griff aus Stahl, wenn man dauernd mit Tyson stritt..

Und Kenny war wirklich nicht stark – wenn er sich es recht überlegte, dann war wahrscheinlich gerade das der Grund für die Brünette, ihn mitzuschleifen. Der Brünette seufzte frustriert. Warum war die Frau nur so gnadenlos?

„Ah, wir sind da!“, freute sich Hilary. Sie hatte Kenny schätzungsweise durch halb Tokyo gezerrt, bloß um nach Roppongi zu kommen. „Warum haben wir nicht die U-Bahn genommen?“, beschwerte sich der Brillenträger und zeigte auf ein Hinweisschild in ihrer Nähe.

Hilary winkte ab. „Im Bahnhof laufen aber seltsame Gestalten herum“, erwiderte sie ungerührt. Kenny glaubte in keinem Moment, dass Hilary nicht locker jeden umgehauen hätte, der ihnen in die Quere kam.

Irgendwann standen sie schließlich vor einem Beate-Uhse-Shop mitten im Vergnügungsviertel Roppongi. Und Hilary machte tatsächlich Anstalten, ihn da hineinzuzerren.
 

„Hi-Hi-Hilary?“, kam es zögerlich vom Brillenträger. Kenny schluckte. Oh Gott, sie zerrte ihn wirklich da hinein. Ohne Gnade..

11. Dezember ~ Lokomotive

11. Dezember ~ Lokomotive

Charakter: Raul Fernandez
 

Raul schlenderte durch die Straßen. Die Lautstärke seines iPods war auf maximale Lautstärke gedreht, und ein leichtes Grinsen zog sich über seine Lippen. Er freute sich schon auf den heutigen Nachmittag – und das nicht bloß, weil seine Schwester und Romero nirgends zu sehen waren. Raul hatte nämlich ein für Männer ziemlich ungewöhnliches Hobby: er bummelte liebend gerne durch die Geschäfte.

Julia machte sich deswegen immer über ihn lustig und nannte ihn „Mannweib“ – aber sollte sie doch. Raul lächelte breit. Seine Schwester hatte eben das Macho-Gen in der Familie bekommen – da konnten ihre Eltern noch so sehr hoffen, er würde sich noch zu dem Mann entwickeln, den sie sich erträumt hatten.

Raul blickte sein Spiegelbild im Schaufenster an. Er war ein unverbesserlicher Optimist – und immerhin hatte ihm das heute schon das Weihnachtsgeschenk für Romero eingebracht. Vorausgesetzt natürlich, dieser vergaß nicht wieder, den Rosenstock richtig zu gießen. Und nebenbei hatte er auch die Nummer der hübschen Verkäuferin bekommen.. Zufrieden lachte Raul auf.
 

Da fiel sein Blick auf ein Schaufenster in der Nähe. Er blinzelte, blieb abrupt stehen, sodass beinahe jemand in ihn hineingerannt wäre. Die wütend vor sich hin murmelnde Frau erdolchte ihn mit einem Blick, ehe sie ihre Einkaufstüten um sich raffte wie ein Schild und weiter rannte. Raul hatte dafür nur ein freundliches Lachen übrig.

Er eilte über die Straße und presste sein Gesicht gegen das Schaufenster wie damals, als er noch ein kleiner Junge gewesen und im Schaufenster des Spielzeugladens die tolle Lokomotive gestanden hatte. Raul richtete sich auf.

Ihm war das Bild der Lokomotive noch vor Augen – und obwohl sie zu der Zeit kein Geld gehabt hatten, hatte sein Großvater ihm eine Lokomotive geschenkt. Sie war handgemacht gewesen. Und Raul hatte sie wunderschön gefunden.
 

Raul lächelte über die plötzliche Erinnerung und betrat den Laden, um endlich die farbenfrohe Kette für Julia zu kaufen. Ihr würde ihr Weihnachtsgeschenk bestimmt gefallen..!

12. Dezember ~ Lichterkette

12. Dezember ~ Lichterkette

((Ich weiß nicht. Den Gag sieht man irgendwie so oft im TV, dass ich ihn auch mal machen wollte. *grins*))

Charakter: Brooklyn & Hiro Granger/Hitoshi Kinomya
 

„Hier ist der Christbaumschmuck“, Hiros Lippen ein schiefes Grinsen. Ächzend stelle er die Kiste auf einen Stuhl neben dem Weihnachtsbaum und reckte sich. „Warum ist die Kiste eigentlich so schwer?“, fragte er, während er sich den schmerzenden rücken rieb.

Brooklyn lächelte fröhlich. „Da ist alles drin, was man braucht, um einen Christbaum zu schmücken“, erwiderte er geheimnisvoll. Hiro hob eine Augenbraue in die Höhe. „Und das wäre? Ein Baum?“

Brooklyn schüttelte den Kopf. „Nein, den haben wir doch da“, der Orangehaarige deutete voller Stolz auf die etwas windschiefe Tanne, die mitten im Foyer des neuen BBA-Gebäudes stand. Der Baum hatte beim Transport einen Unfall gehabt, hatte man Hiro erklärt. Die Lieferanten waren nicht sonderlich glaubwürdig gewesen, aber es war dringend gewesen. Und die Tanne billig.
 

Brooklyn klaubte eine Lichterkette aus der Kiste, mit der man ihn bestimmt hätte mumifizieren können, und machte sich an die Arbeit. Hiro nahm seinerseits ein Ende der Kette und wickelte sie um einzelne Äste. Vielleicht konnte man die Tanne ja noch irgendwie zurechtbiegen, überlegte er grinsend.

Die beiden räumten die Kiste vollständig aus, um den Baum zu schmücken – Brooklyn wusste nicht wie, aber irgendwie hatten sie geschafft, die ganzen Lametta-Fäden und Christbaumkugeln und, und, und.. am Baum zu drapieren.

„So, jetzt nur noch einschalten!“, freute sich Brooklyn. Er eilte zum Verbindungsstecker, wo schon alles bereit lag.

Brooklyn kam sich vor wie ein Wissenschaftler, der den Durchbruch hatte. Oder wie Doktor Frankenstein.
 

Hiro wollte den Orangehaarigen gerade noch fragen, ob er die Lämpchen überprüft hatte – da war auch schon die Sicherung mit einem lauten Knall geflogen.

Brooklyn ließ ein Lachen hören. „Warum passiert das nur jedes Jahr?“, fragte er ins Blaue.

13. Dezember ~ Das beste Versteck

13. Dezember ~ Das beste Versteck

Charakter: Enrico / Giancarlo Tornatore
 

„Signor Tornatore!“, der Butler lief aufgeregt durch den langen Flur, vorbei an zugezogenen Vorhängen und Portraits, die Ahnen aus längst vergangenen Zeiten zeigten. Unter ihnen waren sogar Mitglieder des alten neapolitanischen Hofes zu finden..

Giancarlo lachte leise in sich hinein, kaum waren die Schritte des Butlers im Flur verhallt. Die alten, mottenzerfressenen Vorhänge waren doch wirklich manchmal zu etwas gut. Der Blondschopf blickte zum Fenster hinaus und stellte fest, dass tatsächlich ein paar Schneeflocken vom Himmel fielen. Da hatte sich der Wolkengott doch wirklich erbarmt und Rom Schnee beschert!

Giancarlo lachte vergnügt auf. Er wandte sich um und linste nochmals durch einen Spalt im schweren Samt der Vorhänge, bevor er nun wirklich aus seinem Versteck trat.

Er huschte durch die langen Gänge der Villa Tornatore, vorbei am Arbeitszimmer seines Vaters, unter dessen Tür noch immer Licht hervordrang, und auch vorbei an seinem Zimmer.

Giancarlo war DIE Idee gekommen, wo seine Geschenke sein könnten..!

Und genau dorthin war er auf dem Weg. Voller Vorfreude absolvierte er mit Leichtigkeit das Labyrinth an Treppen und Gängen, in dem sich Alfredo, der Butler, früher ständig verlaufen hatte. Noch eine Treppe hinauf, die dritte Tür..

Giancarlo fühlte so richtig, wie die Vorfreude in ihm Kribbelte. Es war beinahe wie bei der Eroberung einer jungen Frau.. Er lachte fröhlich.

Der Blondschopf öffnete die Tür zur Besenkammer im linken Gebäudetrakt, in dem sonst nie jemand war.
 

..

Nichts.
 

Giancarlo fluchte. Wo hatte Alfredo nur immer die Weihnachtsgeschenke versteckt, dass er sie nie fand?

14. Dezember ~ Keksarmee

14. Dezember ~ Keksarmee

Charakter: Ray / Rei Kon (& Daichi Sumeragi)
 

„Also, mal sehen“, Ray murmelte konzentriert vor sich hin und blätterte im Kochbuch herum, das ihm Max letztes Jahr zu Weihnachten geschenkt hatte.

„Drei Eier“, er stierte die beiden Eier an, die auf dem Küchentisch platziert waren und nickte zu sich selbst, „Hab ich da. Mehl auch“
 

Draußen, im Garten, hörte man Tyson und Daichi miteinander streiten, bis Kai dazwischenfuhr. Ray ließ ein schiefes, leicht gequältes Lächeln über sein Gesicht blitzen. Das war sein Team, wie es leibte und lebte. Und allesamt keksverrückt.

Deshalb war er auch heute vom Training freigestellt – hochoffiziell und mit Freibrief von Kai höchstpersönlich. Weil er heute Kekse backen wollte.
 

Ray lachte leise, schaltete das Radio an und machte sich ans Werk. Mehl, Zucker und Butter abwiegen und in die Schüssel, Kakaopulver dazu, die Eier und etwas Milch..
 

„Ray?“, grüne Augen schielten zur Küchentür herein. Oh, Daichi hatte wohl gerade Trainingspause. Der schwarzhaarige Chinese blickte auf und drehte sich um.

Vielleicht lag es an seiner Schürze mit Jack the Ripper drauf, die ihm Kai letztes Jahr zu Weihnachten geschenkt hatte, dass Daichi bleich zurückwich. Oder aber an der wahren Armee der schon gebackenen Kekse, die sich hinter ihm türmten.

15. Dezember ~ Geschenkpapier

15. Dezember ~ Geschenkpapier

(Für Jeschi;) weil sie mich auf die Idee gebracht hat XD)

Charakter: MingMing
 

„Verdammt, wo ist denn jetzt schon wieder das Geschenkpapier?“, verzweifelt rauschte MingMing durch ihr Zimmer. Sie war den letzten Monat über ständig auf Konzerten oder Veranstaltungen gewesen, deswegen hatte sie ihre Weihnachtsgeschenke allesamt auch besonders früh besorgt, damit ihr Zeitplan bloß nicht durcheinanderkam. Bloß eines hatte sie in ihren ganzen Kalkulationen vergessen: dass Geschenke auch eingepackt werden mussten.

MingMing murmelte unschöne Beleidigungen in Richtung „Bei Darth Vader“ in ihren nicht vorhandenen Bart. Wo war diese verdammte Riesenrolle Geschenkpapier bloß gelandet? Sie hatte sie doch letzten Monat in die Ecke auf ihren Kleiderstuhl gestellt, damit sie sie ja fand!

Vielleicht hatte ihr Vater die Rolle ja in seinem Star-Wars-Wahn mit einem Lichtschwert vergessen?
 

Unten an der Tür läutete es. Die junge Popikone seufzte genervt. Was denn jetzt noch? Ohne darauf zu achten, dass es nicht mehr sehr früher Abend war, polterte sie die Treppe hinunter und riss die Tür auf.

„Was willst denn du hier?“, fragte sie unhöflich an Brooklyn gewandt, welcher sie bloß harmlos angrinste. Oh, dieses Grinsen. Es war so harmlos, dass MingMing schlimmes ahnte. Gewiss, sie kam gerade vom Training und war bestimmt kein wundervoll-fantastischer Anblick.. aber Brooky würde sie deshalb wohl nicht auslachen. Oder?

Der Orangehaarige räusperte sich, weil sie nichts mehr sagte und ihn bloß erstarrt anblickte. Er reichte ihr in Kavaliersmanier eine große Kleinigkeit – es war keine Rose. Es war MingMings Rolle mit Geschenkpapier.

„Das hast du schon seit über einem Monat in unserem Trainingsraum rumliegen. Ich dachte, ich bringe es dir vorbei“, erklärte er, noch immer harmlos grinsend.

16. Dezember ~ Knirschen

16. Dezember ~ Knirschen

Charakter: Julia Fernandez
 

Der Applaus des Publikums klingelte ihr noch immer in den Ohren, als sie aus der Manege lief. So warm es im Zelt gewesen war, umso kälter war es nun hier draußen. Julia fröstelte und lief so schnell sie konnte zum Wohnwagen, den sie mit Raul bewohnte.

Schnee knirschte unter ihren Füßen. Julia seufzte entnervt. Sie wollte duschen und dann ins Bett..

Warum hatte Romero das Teil nur beinahe am anderen Ende ihres Platzes geparkt?

Die Spanierin ärgerte sich und fluchte leise. Jetzt hatte sie natürlich wieder die Taschenlampe im großen Zelt vergessen und Raul war ja heute noch dabei, den Clown zu spielen..
 

Schnee knirschte unter ihren Füßen, und Julia zog unwillkürlich ihre Jacke enger um sich. Eines der Pferde, die Romero trainierte, wieherte. Das Wiehern zerschnitt die Stille rundum. Das gedämpfte Stampfen von Hufen klang ihr in den Ohren.

Julia fühlte sich an diese Geschichte erinnert, die sie Raul einmal mit diebischer Freude erzählt hatte. Es war eine eisige Winternacht gewesen wie diese, damals – und sie beide noch ein Stück jünger.

Julia strauchelte, glitt beinahe aus. Ihr Atem hing in weißen Wolken sichtbar vor ihr, und sie rümpfte die Nase, um sicherzugehen, dass diese überhaupt noch da war.

Warum mussten sie nur in Russland auftreten – und dann noch ausgerechnet im Winter?

17. Dezember ~ Märchenopa

17. Dezember ~ Märchenopa

Charakter: Voltaire Hiwatari
 

Er blickte versonnen zum Fenster hinaus, wo weiße Flocken schon seit drei, vier Tagen unaufhörlich tänzelten. Die gesamte Umgebung des Herrenhauses war im Winterschlaf eingefroren – und nicht nur die Umgebung. Der viele Schnee hatte Strom- sowie Telefonleitungen lahm gelegt, und der Hausherr war noch nicht dazu gekommen, sich ein Satellitentelefon zuzulegen. Voltaire Hiwatari seufzte abgrundtief. Was für ein dummer Hausherr.

Es klopfte, und der Butler trat ins Kaminzimmer, wo Flammen ihre Gier an den rußenden Scheiten stillten. „Master Hiwatari, wir haben noch genug Kohlen für die nächsten Tage“, informierte er und verbeugte sich. Voltaire winkte ab, wandte sich dem hohen Bücherregal zu, das neben dem Fenster stand. Was sollte er heute lesen?

Suchend glitten die grauen Augen über die Titel – vielleicht etwas Romantisches?, fragte er sich. Nein, das würde seinem Enkel wieder nicht gefallen. Oder etwas Spannendes?

Es klopfte an der Tür, und wieder trat der Butler ein. Dieses Mal hatte er eine Kanne Tee bei sich, die er, mitsamt zweier Tassen, auf den Tisch beim Sofa aufstellte.
 

Holz knackste im Kamin, während die Feuerzungen an ihm leckten und es verschlangen wie hungrige Wölfe.

Die Tür ging mit lautem Knallen auf, dass Voltaire, der ganz vertieft war in die Auswahl des heutigen Lesestücks, zusammenzuckte. Er fuhr herum, doch der kleine Wirbelwind von Enkel hatte sich bereits auf das Sofa gestellt und hüpfte leicht darauf auf und ab. Kai brachte Kälte mit von draußen, und das Strahlen seiner großen Kinderaugen, während er aufgeregt von seinem Schneemann erzählte.

Voltaire lächelte großväterlich und nahm blind ein Buch aus dem Regal, setzte sich zu seinem Sechsjährigen Enkel. „Na, Kai – Welche Geschichte möchtest du heute hören?“, fragte er den kleinen Silberschopf und wuschelte ihm durchs feuchte Haar.

„Eine mit Drachen und Seeungeheuern und Piraten!“, strahlte der kleine Hiwatari-Spross. Voltaire nickte bedächtig, und während Flammen im Kamin züngelten, sämtliche Leitungen lahmgelegt waren und vor dem Fenster unaufhörlich der Schnee fiel, verwandelte sich der große Firmenchef Voltaire Hiwatari in einen Märchenonkel..
 

In einen Märchenopa.

18. Dezember ~ Heiße Schokolade

18. Dezember ~ Heiße Schokolade

((Ein Dank geht an chaoticgirl, die mir in meiner ideenleeren Zeit mit tollen Ideen weitergeholfen hat^^))

Charakter: Bryan / Boris Kusnetsov
 

Bryan lümmelte auf der Couch, ein Buch auf dem Bauch und eine Tasse voller dickflüssiger, heißer Schokolade mit einem Schuss Wodka neben sich auf dem Boden. Er war allein in der Wohnung, die er mit Tala, Spencer und Ian bewohnte – schon allein das eine Seltenheit für sich. Dass sie dann auch noch heiße Schokolade UND sogar noch Wodka im Haus hatten.. das grenzte nahezu an ein Wunder.

Der Silberhaarige kuschelte sich gemütlich in seine grüne Decke und überlegte, wie er den Tag herumbringen sollte.

Tala ärgern und Chaos stiften? Ach nein, der pirschte ja durch Moskaus Kaufhäuser, um Vorräte einzukaufen.

Mit Ian streiten? Bryan seufzte. Ach nein. Der war ja bei diesem seltsamen Treffen seiner Schule.

Dann eben Spencer. Der hatte bestimmt Lust mit ihm über..
 

„Gawno“, murrend trank Bryan einen großen Schluck heiße Schokolade. Scheiße. Spencer war weg, einen Weihnachtsbaum besorgen.. Der Silberhaarige seufzte genervt und schlug mit der Hand auf den Rücken seines dicken Buchs.

Krieg und Frieden. Talstoj.

Bryan murrte und durchbohrte das unschuldige Buch mit Blicken. Er hatte sich den Wälzer bestimmt schon neun Mal angetan – Tala hätte am Morgen doch dieses Zeichen für besondere Langeweile auffallen sollen!

Bryan trank einen weiteren großen Schluck. Warum waren heute nur alle weg? Und warum, verdammt, war seine Tasse schon wieder leer?
 

Der junge Russe schlurfte missgelaunt in die kleine Küche, wo sein Blick auf den Kalender fiel.

Dezember… Da war doch etwas gewesen!

Bryan schlug sich mit der Hand auf die Stirn. Warum hatte er nicht eins und eins zusammengezählt?

Die Vorräte, der Baum, die Schulfeier…
 

..Weihnachten…
 

Bryan machte seiner miesen Laune, die nun wohl wirklich unterhalb des Erdkerns war, durch einen Fluch Luft, bei dem wohl sogar ein Hafenarbeiter vor Neid erbleicht wäre. Wo sollte er denn jetzt die Geschenke herbekommmen?

19. Dezember ~ Musik

19. Dezember ~ Musik

Charakter: Rick Anderson
 

Als er in die kleine, schmierige Werkstatt trat, war es genauso eiskalt wie draußen. New Yorks Straßen waren jetzt, kurz vor Weihnachten, voller Schneematsch und Eis, besonders in den Seitengassen. Rick wickelte sich seinen Schal, den er eigentlich hatte abnehmen wollen, fester um den Hals. Der Weißblonde kickte die Tür zu, die mit einem lauten Knall ins Schloss fiel.

„Yo, Alter!“, ein junger Blader winkte ihm breit grinsend zu. Er stand an einem Werktisch und versuchte, die Spitzen seines Angriffsrings mit einer Feile zu schärfen. Metallspäne klebten an seiner orangefarbenen Arbeitshose.

Rick erwiderte den Gruß. „Yo!“, er hob die Hand und wandte sich auch schon seinem Ghettoblaster zu, seinem Heiligtum.

Er hatte ihn über Nacht in der Werkstatt gelassen, wegen einer Fete. Einen halben Tag ohne seine Musik, das konnte er nicht ertragen.. Deshalb freute er sich nun umso mehr auf die dröhnenden und vibrierenden Bässe.

Rick betätigte also >PLAY<, wurde jedoch nicht, wie erwartet, von den harten Gitarrenklängen und Metal umpeitscht, gegen den man sich förmlich stemmen musste, um nicht weggeblasen zu werden. Nein, viel mehr schallte ihm etwas ins Gesicht, was in seinen Augen bloß… eine Schande war.
 

„Last Christmas, I gave you my heart…“
 

Welcher Idiot hatte die WHAM!-CD in seinem Blaster vergessen?! Rick ließ seine Fäuste knacken, während in der Werkstatt die Klänge des Weihnachts-Evergreen widerhallten. Derjenige würde noch zu leiden haben, schwor er sich..

20. Dezember ~ Papiermeer

[b}20. Dezember ~ Papiermeer

Charakter: Kai Hiwatari
 

Geschenkpapier in allen Größen, bedruckt mit allen Formen und Farben, die man sich vorstellen konnte. Bögen lagen auf dem Bett, dem Boden, dem Schreibtisch.. einfach überall!

Kai seufzte. Das kam dabei heraus, wenn man an drei aufeinander folgenden Tagen jeweils einen anderen Hausangestellten zum Geschenkpapier-Kaufen schickte… bloß weil man einmal unorganisiert gewesen war und die Einpackerei bis kurz vor dem Tag X aufgeschoben hatte.

Der Silberhaarige betrachtete den Berg an Geschenkpapier. Was für ein Reichtum, er konnte beinah darin schwimmen wie Dagobert Duck in seinem Geldspeicher.. Aber wo um alles in der Welt waren die Geschenke abgeblieben, die er hatte verpacken wollen?

Der Hiwatari-Spross seufzte. Und seine Tasse Schwarztee war auch irgendwo versunken. Warum musste nur Weihnachten sein? Da gab man doch nur Geld für Socken für Großväter aus.. Kai murrte übellaunig und nahm sich ein zerknittertes Stück Geschenkpapier.
 

Inmitten des weiten Papiermeeres faltete ein frustrierter Kai kleine Geschenkpapier-Schiffchen. Sie sahen allesamt mehr nach Monster als nach Schiffchen aus, aber was kümmerte ihn das?

Hauptsache, er wurde das viele Papier los.

Außerdem.. vielleicht fand er so seine schon eingepackten Geschenke wieder..? Immerhin, solch groteske Monster konnten sich ja nicht ewig tarnen.

21. Dezember ~ Frauenschwarm

21. Dezember ~ Frauenschwarm

Charakter: Michael Parker (& Emily York)
 

Der Schnee knirschte unter den Kufen des Snowboards, und Michael warf den Kopf zurück, dass der Fahrtwind auch ja sein Haar erfasste. So würde er ein wundervolles Bild für die Skihasen drüben bei der Hütte abgeben. Immerhin war er der beste Snowboarder rundum!

Der Sportler sprang geschickt über ein Hindernis und fuhr in Kurven, direkt auf eine der jungen Frauen zu, auf deren Kopf eine schwarze Mütze saß.

Sie trug eine breite Sonnenbrille. Michael grinste breit. Heute war wirklich das tollste Skiwetter überhaupt! Sonnenschein, blauer Himmel ohne Wolke am Himmel.. und dann noch die jungen Frauen!

Michael wollte nicht angeben, aber er glaubte zu wissen, dass nicht wenige der Frauen ihm anerkennende Blicke hinterherwarfen – und natürlich wollte er eine kleine Urlaubsromanze anfangen. Dazu war Skiurlaub doch schließlich da!

Die junge Frau lächelte ihm zu und wandte sich ab. Michael stieg aus seinem Snowboard, so schnell er konnte, und versuchte, der schwarzen Mütze zu folgen. Die grazile Gestalt der jungen Frau im blauen Skianzug war nicht zu übersehen – zumindest für ihn.
 

Nur leider.. ging das Objekt Michaels Begierde in Richtung eines anderen Mannes. Der war ein Schrank von einem Kerl und..
 

Moment. War das nicht Steve?

Michael rieb sich die Augen, und die junge Frau im blauen Skianzug winkte ihm zu. „Jetzt komm schon, du alter Angeber! So schlimm hat’s dich jetzt auch nicht auf die Nase gehauen!“, ertönte Emilys Stimme, und der junge Amerikaner wusste, dass er wohl mal wieder beinahe Mist gebaut hätte.

22. Dezember ~ Weihnachtstraditionen

22. Dezember ~ Weihnachtstraditionen

Charakter: Jonathan „Johnny“ McGregor (& Robert Jürgens)
 

Johnny mochte den Winter nicht. Es war bloß kalt und zugig in seinem Schloss, es gab Verkehrschaos und Engpässe in der Versorgung.. und wenn es zu solchen Engpässen bei der Versorgung kam, konnte es auch vorkommen, dass er in seinem kalten, unbeheizten, zugigen Schloss sitzen und minderwertigen Beuteltee trinken musste. Das mochte Johnny noch weniger als den Winter.
 

„Was soll das heißen, du kannst nicht kommen?“, Johnny murrte wie ein aufgebrachtes Kind, während er das Teelicht auf dem Sekretär anzündete. Den Hörer des schnurlosen Telefons hatte er sich zwischen Schulter und Ohr geklemmt, um beide Hände für die Streichhölzer frei zu haben.

„Das nennt sich Bronchitis“, Robert hustete demonstrativ ins Telefon und schniefte, „Ich kann nicht kommen. Und selbst, wenn. Im Moment komme ich noch nicht einmal bis zu meinem Schreibtisch – und der steht direkt neben dem Bett“

Die kleine Flamme leuchtete auf und der Telefonhörer ruckelte leicht. Johnny konnte den Hörer gerade noch festhalten. Er blies sich in die Hände. „Was wird dann aus unserer Weihnachtstradition?“, fragte er so kläglich, dass er Robert damit zum Lachen brachte. Es war ein röchelndes Lachen, das in ein Husten überging.

„Drei Tage ununterbrochen Schach und die übliche Holzschlepperei zwischendurch, weil der Schnee wieder alles versperrt, meinst du?“

Johnny verdrehte die Augen. „Wenn du das so sagst, klingt es bei Weitem weniger lustig als es ist.“, informierte er neutral.

Robert hustete wieder, was wohl ein Lachen sein sollte. „Na, vielleicht bin ich bis Sylvester wieder fit“, lenkte er ein, „Und der Versorgungsengpass bei dir behoben. Dann komm’ ich.“

Johnny seufzte. „Woher weißt du das mit dem Versorgungsengpass nur schon wieder?“, beschwerte er sich. Vor Robert konnte man wohl kaum etwas geheim halten.. oder?
 

„Meinst du, ich höre nicht, wie deine Frostbeulen sich zusammenkuscheln und dir das Telefon bei jeder Kerze beinah runterfällt?“

23. Dezember ~ Lachen

23. Dezember ~ Lachen

Charakter: Crusher & Monica
 

Die Kufen setzten mit leisem Klicken auf dem Eis auf, und Monica zögerte ängstlich. Was, wenn sie plötzlich umknickte? Was, wenn das Eis trügerisch war und sie einbrach? Was, wenn..-

„Komm, Monica!“, Crusher drehte einen Bogen um seine Schwester, so leichtfüßig, als könne er schweben, „Das ist nicht so schwer!“ Das Mädchen zögerte.

Und was, wenn..-
 

„Ich komme ja, Bruder“, meinte sie lächelnd. Crusher lächelte zurück und reichte seiner Schwester eine helfende Hand. Zittrig und etwas unsicher stand sie da, ganz der kleine Engel, der sie auch war.

Die dicke Mütze auf ihrem Kopf und der dicke, grüne Wollschal um ihren Hals ließen sie noch jünger aussehen als sonst schon. Sie war jetzt Dreizehn, aber weil sie so mager war, wurde sie ständig auf zehn geschätzt. Crusher grinste breit, fuhr rückwärts vor Monica her und hielt ihre Hände ganz fest, damit sie bloß nicht fiel.

Monica gewann an Sicherheit, je länger sie auf dem Eis war. Die Kufen ihrer Schlittschuhe, die ihr anfangs noch viel zu schmal für ihre Füße vorgekommen waren, schienen nun aus Luft zu bestehen. Sie schwebte – und sie wollte um alles in der Welt, dass sie nicht aufhörte zu schweben. Der Boden fesselte sie, weil sie so schwach war – aber so war sie endlich einmal genauso schnell wie alle.

Lachend fuhr Monica vor Crusher her. Der große, muskulöse junge Mann lachte so laut, dass die Leute sich nach ihm umdrehten. Er beachtete die Blicke nicht, schließlich starrte man ihn immer wieder mal an; wegen seiner Tätowierung. Wenn seine Schwester ein Bitbeast hätte, überlegte er, während er ihr bei einem ersten Versuch einer Pirouette zusah, wäre es bestimmt ein Tier, das im Schnee wohnte. Ein kleiner Pinguin vielleicht.
 

Monica sah dem anderen Mädchen zu, das elegante Sprünge übte. Sie zupfte Crusher am Ärmel. „Glaubst du, ich kann das auch irgendwann?“, wollte sie munter wissen und sah mit blitzenden graublauen Augen zu ihm auf. Crusher lächelte strahlend. „Natürlich! Und warte erst, bis du richtig gesund bist. Dann stellst du die da in den Schatten!“, überzeugt stieß er die Faust in die Luft. Monicas Lachen erfüllte die Luft um ihn herum. Er wollte alles tun, um seiner kleinen Schwester ein Leben zu ermöglichen.

24. Dezember ~ Katholisch?

24. Dezember ~ Katholisch?

((Das letzte Türchen im Adventskalender.. ;_; Ich glaub's noch nicht so recht.

Es war mir ein Vergnügen, euch allen eine Freude zu machen, und ich bedanke mich herzlich bei allen KommentatorInnen, die sich die Mühe gemacht haben, ein paar Zeilen zu schreiben. Danke für die Gespräche, die sich so im Laufe der Zeit ergeben haben, und danke für euer Lachen, auch wenn ich es nicht gehört habe.

Zum besseren Verständnis: die Jungs sind um die zwölf, dreizehn Jahre alt

Fröhliche Weihnachten an alle!

FW))

Charakter: Tala/Yuriy Iwanov & Bryan/Boris Kusnetsov
 

Yuriy ging langsam durch den langen Gang. Es war Morgen, und die Sonne kroch gemächlich über die dicken Mauern, über Schnee und Eis im Hof, kratzte an den dreckigen Fenstern, als wolle sie hineingelassen werden. Nur langsam schaffte das Licht es, den Raum zu fluten. Gesprenkelte Schatten zierten den Boden, da, wo die Eisblumen ihren Platz einforderten.

Yuriy trug eine dicke Jacke; die Heizung war wieder ausgefallen, sodass sie alles sich in einem der großen Schlafsäle hatten zusammenrotten müssen.

Das >Не работает<-Schild an der Tür zum Heizkeller würde wohl noch einige Zeit dort bleiben. Balkov hatte immerhin ein eigenes Heizsystem, und solange das nicht ausfiel..

Der Rotschopf seufzte leicht und wandte sich dem Fenster zu. Das Licht flutete jetzt den Boden. Es war beinahe warm, wenn er die Augen schloss. Aber er schloss seine Augen nicht, genauso wenig wie es die anderen taten; hier war kein Platz für Träume. Es war bloß Platz für das Hier und Jetzt. Für Training.
 

„Wusstest du, dass Balkov katholisch ist?“, Boris’ Stimme schreckte ihn aus seinen Träumen. Yuriy wandte sich hastig um, anders als sonst. Normalerweise konnte er den leisen Schritt seines Teamkameraden schon von weitem erkennen. Normalerweise drehte er sich auch nicht um. Er musterte den Silberblonden. „Woher willst du das wissen?“, fragte er desinteressiert. „Der Baum“, Boris grinste schief und deutete auf das Monster von Tanne, das drei Aufseher gerade in die Höhe zu bringen versuchten.

Yuriy schüttelte den Kopf. „Es könnte genauso gut die Ёлочка für Neujahr sein.“, fand er ausweichend. Boris’ Grinsen verbreiterte sich noch etwas mehr. Immer, wenn er so grinste, wurde der Rotschopf das Gefühl nicht los, dass sein Kamerad etwas ausgeheckt hatte. „Allerdings haben wir heute bis Neujahr frei, weil Balkov nicht da ist“, bemerkte der Silberblonde überzeugt, „Also muss er Katholik sein“

Yuriy hob eine Augenbraue und wandte sich wieder dem Fenster zu. „Vielleicht will er uns bloß wieder Mal für irgendwas bestrafen“, mutmaßte der Rotschopf düster und musterte seinen Atem, der in weißen Wölken vor ihm aufstieg, „Die Heizung, die nicht repariert wird, das Training, das ausfällt..“

Eine Zeit lang herrschte Schweigen im langen Gang mit den Fensterreihen. Dann fühlte Yuriy plötzlich etwas Warmes an seinem Bauch, das er durch die dicke, orange-schwarze Jacke hindurch spüren konnte. Er blickte an sich hinunter. Eine Tasse heißen Kakaos, gehalten von Boris' Hand, dampfte fröhlich vor sich hin, und beinahe dankbar nahm er es an.

„Ich hatte nicht erwähnt, dass die Fritzen, die da draußen am Baum herumwerkeln, auch Aufsicht über die Küche hätten?“, Boris zwinkerte Yuriy vergnügt zu, „Ivan hat den Dienstplan ein bisschen frisiert“

Die Sonne war bei der Tasse mit dem dampfenden Kakao angekommen. Yuriy sah einen Moment lang in die dunkelbraune Flüssigkeit und nahm einen Schluck. Der Kakao tat unheimlich gut nach der durchfrorenen Nacht, während der sich die vier Demolition Boys aneinandergedrängt hatten, um möglichst warm zu haben. Und da war dann noch dieses Brennen, das er in der Kehle zurückließ. „Wodka“, stellte der Rotschopf trocken fest. Er zog eine Augenbraue in die Höhe und warf seinem Teamkollegen einen Blick zu, doch der zuckte bloß mit den Schultern. „Ich habe bloß gesagt, Balkov ist katholisch, nicht ich“, grinste Boris unschuldig, „Und ich weiß nun einmal zufällig, wo der Koch seinen Vorrat versteckt“

Die Sonne kroch höher, beleuchtete Yuriys schmale, kräftige Hände mit den langen Fingern, die über die Tasse strichen. Ein Verband an der rechten Hand ließ den Silberblonden aufmerksam werden. Er trat näher und nahm die Hand in seine. „Hast du dich wieder beim Training übernommen?“, prüfend blickte Boris ins Gesicht des Rotschopfs, doch der hatte sich abgewandt.
 

Wahrscheinlich verkroch er sich wieder in seiner eigenen, kleinen Gedankenwelt, in die niemand sonst Zugang hatte. Das wollte Boris nicht; wenn der Rotschopf sich abkapselte, war es immer so schwer, ihn wiederzufinden.

Der Rotschopf nahm einen Schluck Kakao und blickte weiter nach draußen. Er war also noch nicht ganz weg. Boris blickte an ihm vorbei hinaus auf den Hof, konnte aber nichts weiter Interessantes erkennen. Da war nur dieser vermaledeite Baum, dem die drei Aufseher wohl doch nicht gewachsen waren. „Wohin schaust du?“, fragte er, blickte wieder zu Yuriy. Der schüttelte den Kopf. „Ich dachte einen Moment lang, ich hätte die Zukunft gesehen“, meinte er kryptisch, ein Hauch von Selbstironie auf den Lippen.

„Und was hast du da gesehen?“, wollte der Silberblonde nun wissen. Yuriy war schon immer ein wenig seltsam gewesen. Schon, als sie sich auf der Straße kennengelernt hatten. Er hatte diesen Tick beibehalten, durch Fenster zu sehen und von seltsamen Dingen zu sprechen.

Yuriy lächelte leicht und zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht. Aber dein Kakao war auch da“, sein Lächeln wurde breiter und erreichte seine Augen. Etwas, was in letzter Zeit viel seltener vorgekommen war. Die Sonne erreichte endlich das Gesicht des Rotschopfs, fiel in die hellen, silber-blauen Augen und ließ sie erstrahlen wie formbares Eis. Eine rote Strähne, die kupfern leuchtete, fiel ihm in die Stirn, die er jedoch sogleich zurückstrich.

Boris zwinkerte vergnügt. „Komm’, holen wir Ivan und Sergej und gehen zum Spielplatz!“, schlug der Dreizehnjährige enthusiastisch vor. Yuriy trank den letzten Schluck Kakao und nickte. Immerhin war die Rede von Draußen!
 

Wind wehte den vieren pulverigen Schnee entgegen, als sie die dunklen, kalten Mauern der Abtei verließen. Yuriy hob die Nase in den Wind, hörte das Flüstern der Wälder, die etwas weiter entfernt lagen und fragte sich, ob das, was er durch das Fenster gesehen hatte, auch wahr werden würde.

Ein geschmückter Baum an Neujahr.. nun, vielleicht war Balkov ja doch katholisch, wie Boris meinte.

25. Dezember ~ Weihnachtssocken

25. Dezember ~ Weihnachtssocken

((Als ich klein war, war ich davon überzeugt, das Christkind gesehen zu haben. Ich glaube es bis heute:3

Viel Spaß mit der zweiten Hälfte des zweiten Türchens! ;)))

Charakter: Steven Jones & Emily York
 

Es war klirrend kalt in dem kleinen, mit Sportpostern zutapezierten Zimmer. Jim Thorpe, sein großes Idol, sandte ihm von über seinem Bett ein überhebliches, leicht dümmliches Grinsen herab. Steven Jones grinste zurück und drehte sich zur Seite. Der Radiowecker zeigte vier Uhr Morgens an.

Der Blick des Grünhaarigen ging am Wecker vorbei zum Regal neben seinem Fenster. DA waren seine ganzen Pokale, die er beim Football gewonnen hatte. Und der letzte Ball aus einem Spiel. Steve seufzte und drehte sich der Wand zu. Wann würde endlich Morgen werden? Nicht Nacht-Morgen, sonder Morgen-Morgen…
 

Murrend wälzte sich der Amerikaner wieder auf die andere Seite. Er schloss die Augen, doch das Licht einer Straßenlaterne schien genau auf sein Gesicht. Sie musste erst vor kurzem aufgestellt worden sein.. es war vor seinem Fenster doch noch nie eine da gewesen! Steven presste sich die Handballen auf die Augen. Ah.. das war so verdammt hell..

Und dann noch die Musik! Warum fiel es Michael ausgerechnet JETZT ein, seine Techno-Mucke abzuspielen? War er wieder auf Sauftour gewesen und wollte sich noch abreagieren oder was?

Ärgerlich setzte Steven sich auf, stierte die gegenüberliegende Wand an, wo Michaels Zimmer lag. Sein Teamkollege war so was von tot, wenn er das schon wieder brachte! An den Postern spiegelten sich bunte Lichter wieder, gelbe, rote, blaue, grüne.. Was war denn das für eine neue Art von Straßenlaterne?

Steven stockte und schaute nochmals genauer auf die Spiegelung der Lichter. Tatsächlich. Das waren Lichter, wie sie normalerweise an einer Lichterkette hingen.. Steven rieb sich die Augen und wandte sich, noch immer im Sitzen, zu seinem Fenster um. Da war tatsächlich dieses komische Licht.

Der Grünhaarige sprang auf. Hatte Emily ihm etwa Zucker statt Süßstoff in seinen Tee getan? Das konnte nur eine Zuckerschock-Halluzination sein, auch wenn Steven da normalerweise rosarote Elefanten vor den Augen herumtanzten. Steven eilte ans Fenster, riss es auf (die Heizung war sowieso im Moment kaputt, und der Mechaniker würde erst irgendwann übermorgen vorbeischauen) und lehnte sich soweit hinaus wie er nur konnte.

Mit weit aufgerissenen Augen sah er dem Leuchten nach, wie es sich entfernte, und hörte die schellenden Glöckchen.

Steven riss die Augen auf und schüttelte den Kopf. Die klare Nachtluft ließ es nicht zu, dass er träumte, und auch Zuckerhalluzinationen waren normalerweise irgendwie anders.
 

Am Morgen war Steven der erste, der zur Treppe hinunterstürmte. Emily rührte ihre üblichen drei Löffel Zucker in den Tee und seufzte verhalten. So war es doch wirklich jedes Jahr. „Steve“, maulte sie und trat, wie immer morgens bekleidet mit ihrem gelben Morgenmantel, ins Wohnzimmer. Steven saß vor seinem Weihnachtssocken und grinste wie ein Schneekönig. Als er Emily im Türrahmen lehnen sah, die obligate Tasse Tee in der Hand, grinste er breit. Die Orangehaarige schüttelte den Kopf. „Und, hast du heute Nacht wieder Santa Claus gesehen oder was?“, spöttisch schmunzelte sie, als Steven breit grinsend nickte, „Oder wirst du endlich erwachsen?“

In dem Moment kam Michael zur Treppe heruntergerauscht. „Yeah, Leute, Santa war da!“, rief er durchs ganze Haus, das die PPB Allstarz bewohnten, sodass auch der letzte Langschläfer wach wurde. Emily schüttelte den Kopf und zog ihren Morgenmantel enger um sich. „Ihr seid schrecklich“, sie hob ihre grauen Augen gen Zimmerdecke, als könne die Deckenlampe ihr eine Antwort auf ihre ungestellten Fragen geben.

Leider konnte sie das nicht. Steven hob grinsend ihren Weihnachtssocken in die Höhe. „Was, willst du nicht schauen, ob für dich auch was drin ist?“, grinsend zwinkerten er und Michael sich zu als Emily sich ihren Weihnachtssocken schneller schnappte, als sie hinschauen konnten.
 

Die obligate Tasse Tee in der Hand, saß Emily am Küchentisch. Vor ihr lagen ihr Weihnachtssocken, ein paar Süßigkeiten und ein kleines Geschenk. Sie blies, um den Tee zu kühlen, einmal über die rötliche Flüssigkeit des Früchtetees, und schmunzelte, während Steven und Michael sich an der PlayStation einen erbitterten Boxkampf lieferten.

31. Dezember ~ Sylvester-Schach

31. Dezember ~ Sylvester-Schach
 

((Ein riesengroßes DANKE an alle Leser, dass ihr mit mir gemeinsam Türchen um Türchen aufgemacht habt. Danke für das Lob und die Kritik, für eure Kommentare und für euer Lachen, auch wenn ich es nicht hören konnte. Einfach... dankeschön. =3

Hier das letzte Türchen, das ich schreibe, einfach, weil es mir so Spaß gemacht hat.

Ein fröhliches neues Jahr wünsche ich euch, bei mir knallen schon die ersten Sylvesterböller. ;3

Schlittert gut hinein ins Jahr 2011!))
 

Charaktere: Jonathan McGregor & Robert Jürgens (& Gustov)
 

Johnny lehnte sich wohlig seufzend in dem hohen Lehnsessel zurück, der bestimmt schon einige hundert Jahre auf dem Buckel hatte. Doch das sah man höchstens dem abgewetzten, roten Polster an, das überall in dem Raum zu finden war. Sogar die Vorhänge mussten aus demselben Stoff bestehen – anders konnte sich der Schotte diese schreckliche Farbe nicht erklären. Robert stand an einen ebendieser schweren Samtvorhänge gelehnt – hinter ihm ein versteckter Erker – und putzte sich geräuschvoll die Nase.

„Was guckst du so?“, erkundigte sich der junge Adlige mit hochgezogener Augenbraue. Johnny zuckte betont unschuldig mit den Schultern. „Ach, nichts“, entgegnete er grinsend und wandte sich zur Tür. Gustov hatte angeklopft und trat ein mit seinem Tablett.

Er stellte es gemächlich auf den Tisch neben Johnny und wandte sich dann gemächlich dem Tee zu. Liebevoll goss er den >Black Vanilla<-Tee ein, den Johnny so gerne mochte und den er in seinem Schloss niemals bekam. Er hatte seinen Bediensteten wohl einfach nicht so gutes Weihnachtsgeld bezahlt – oder besser, seine Eltern hatten dem Personal zu wenig Weihnachtsgeld bezahlt.

Genüsslich nahm der junge Schotte die fragile Tasse entgegen, bedankte sich sogar, artig, wie er manchmal sein konnte. Besonders dann, wenn er seinen Lieblingstee bekam. Gustov nahm seinen Dank zufrieden zur Kenntnis, dann erregte Robert, der sich abermals geräuschvoll die Nase putzte, seine Aufmerksamkeit. „Master Robert“, der gestrenge Ton ließ den Lilahaarigen zusammenzucken, „Sie sollten doch im Bett bleiben!“

Entschlossenen Schrittes ging Gustov auf seinen langjährigen Schützling zu und packte ihn am Arm. Der Lilahaarige zog ein verdutztes Gesicht, und der Butler nutzte die Überrumpelung Roberts, um ihn in sein Bett zu befördern. Schneller, als Robert hätte reagieren können, fand er sich schon wieder in seinem Bett wieder, fest zugedeckt bis zum Kind – wie vor Jahren, als Gustov ihn immer zu Bett gebracht hatte.

Johnny hatte dem ganzen Geschehen mit einem Schmunzeln auf den Lippen zugesehen, das er hinter seiner Teetasse verbarg. Doch kaum war die Tür hinter dem betagten Butler ins Schloss gefallen, konnte er sich nicht mehr zurückhalten. Jonathan McGregor lachte so lange, bis ihm der Bauch wehtat, während ihm Robert bloß missbilligende Blicke zuwarf.

Der junge Habsburger putzte sich, geräuschvoll wie immer, die Nase und verschränkte dann die Arme vor der Brust. „Halt die Klappe“, murrte er nicht sehr blasiert.

Johnny atmete einmal tief durch, um sich zu beruhigen. Er rang nach Atem und wischte sich eine imaginäre Lachträne aus den Augen. „Schon gut, schon gut“, meinte er kichernd, „Ich hab’ mich ja schon beruhigt“

Robert nickte zufrieden und zog sich seine Bettdecke zurecht. Die Standuhr neben dem wohlig knisternden Kamin schlug gerade zehn. Gustov hatte das Fondue bereits hereingebracht – gemeinsam mit dem Tee und einer Platte voller verschiedenster kleingeschnittener Lebensmittel. Bestimmt saß der gute Geist des Ansitzes der Jürgens-Familie in seinem Kaminzimmer und schlürfte Tee. Da konnte Robert endlich wieder aufstehen und sich Johnny gegenüber setzen.

Johnny legte ein Scheit im Kamin nach und wärmte sich die Hände. Das hier war so viel besser als sein zugiges, kaltes Schloss... „Hierher zu kommen war die beste Idee überhaupt“, fand er zufrieden und wandte sich Robert zu, „Gut, dass du krank geworden bist!“

Robert verdrehte die Augen und nahm eine weiße und schwarze Schachfigur in je eine Hand. Johnny schlug auf die linke und sogleich hatte er weiß. Schweigend bauten sie das Schachspiel auf. Johnny grinste hämisch. „Na, bereit für eine schmähliche Niederlage?“, fragte er schelmisch zwinkernd.

„Und wovon träumst du nachts, mein lieber Jonathan?“, Robert lachte auf.

Johnny grinste breit und machte den ersten Zug mit einem seiner Bauern.

Noch drei Stunden bis zum neuen Jahr – das alljährliche Sylvester-Schach konnte beginnen.



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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Jeschi
2011-01-01T18:10:31+00:00 01.01.2011 19:10
Spielen sie also doch noch Schach! XD Wie schön! ^^ Na ja... Traditionene soll man wahren, ne! ^^
Und ja... wirklich sehr nett, wen auszulachen! XD Ich würde das niiiiieee machen! XD
Von:  chaoticgirl
2011-01-01T13:04:27+00:00 01.01.2011 14:04
Das letzte Türchen *schnief* ich werd jetzt schon ganz nostalgisch und melancholisch.
Ach weißt du noch, wie's war, als es grade erst mit Tyson angefangen hatte?

Ich glaube, du wolltest schreiben: fest zugedeckt bis zum KINN (und nicht Kind, oder? Ein freud'scher Verschreiber? XD)
Oh mein Gott, ein Habsburger? Echt jetzt? Hab ich ihm nie angesehen *betrachtet Roberts Unterlippe besorgt*
Jaja, daran erkennt man wahre Freundschaft, wenn man sich gegenseitig auslachen kann, ohne dass einer beleidigt ist!
Ich hoffe, Robert hat wenigstens was warmes an, auch wenn ein Kaminfeuer brennt, ist es in Schlössern immer zugig und das würde ein ziemlich besch....eidenes Jahr 2011 werden, wenn er mit Lungenentzündung im Bett liegen bleiben müsste, wa?

Oh mein Gott, und schon ist es vorbei. Ich könnte heulen. TT_TT
Es heißt ja, man soll aufhören, wenns am Schönsten ist... aber den Spruch hab ich schon immer für bescheuert gehalten, denn woher soll man denn wissen, dass es nicht NOCH SCHÖNER wird, wenn man dann einfach geht? Hmm??
Jedenfalls vielen, vielen Dank für all die schönen, traurigen, witzigen und nachdenklichen Minuten, die du mir beschert hast und ich hoffe, tief in meinem kleinen, süchtigen Herzen, dass du sowas wiederholen wirst. Vielleicht nächstes - pardon, ich meine natürlich: dieses Jahr?
Ich hoffe du bist gut durchgerutscht und freue mich auf das Jahr 2011 mit dir.
Dein

chaoticgirl
Von: abgemeldet
2011-01-01T11:56:26+00:00 01.01.2011 12:56
Halli Hallo^^
Ich hoffe du bist auch gut ins neue Jahr gekommen und hast nicht zu viel gefeiert ;)
Das nun letzte Türchen ...

Es war schön, das du die Geschichte von einem anderen Türchen noch einmal aufgegriffen hast, das hat mir sehr gut gefallen^^

Eine >imaginäre Träne< , das war zu geil xD So was sag ich auch immer xD
Ach aj die mit ihrem Schach speilen, was anderes hab ich auch gar nicht erwartet xD

War wirklich ein schönes letztes Türchen und ich hoffe das es nächstes Jahr auch wieder einen Kalender von dir gibt ;)

glg

Deine Kitty
Von:  Jeschi
2010-12-27T15:35:14+00:00 27.12.2010 16:35
Vorweg~ ich dachte auch einmal, ich hätte das Christkind gesehen! XD
Aber das die an das glauben! XDDD
ieks! sie trinkt das it 3 Löffeln Zucker? x.x OMG!
*lol* und dann erst ma ein Boxkampf. Scho klar! XD
Von:  Jeschi
2010-12-27T15:31:27+00:00 27.12.2010 16:31
oooooow~~~~~~~~
Yuriy! <3
Und das auch noch sooo toll!!!
*schnüff*
Und ich liebe die Zwei zusammen. Das ist so toll!!! x3
ABer das mit dem Wodka in der Schoki, das musste sein, was? XD
Und das mit dem Spielplatz. Das war auch so süß! Hach~ so süß! <33
Von:  Jeschi
2010-12-27T15:24:20+00:00 27.12.2010 16:24
Oh wie süüüüß!
Jetzt hast du mich fast zum weinen gebracht! ;__;
Und die Story ist sooo niedlich. Und wie er sich um sie kümmert. Und... hach~ *schnief*
Von:  Jeschi
2010-12-27T15:21:34+00:00 27.12.2010 16:21
Oh, der arme Johnny! XDDD
*auslach*
Nju... aber ne niedliche Tradition. Schade, dass die ausfallen muss! XD
Von:  Jeschi
2010-12-27T15:19:31+00:00 27.12.2010 16:19
Da hatte er aber Glück, dass er nichts hat zu ihr sagen können! XDDDD
Oh Gott, das wäre geil gewesen! ^^ Ihre Antwort hätte ich gerne erlebt!
Von:  Jeschi
2010-12-27T15:17:40+00:00 27.12.2010 16:17
OMG! Bei so viel Chaos wäre ich durchgedreht! XD
Und jetzt hab ich ständig das Bild von Kai im Kopf, der sich wie Dagobert Duck aufführt! XD
Von: abgemeldet
2010-12-26T21:17:12+00:00 26.12.2010 22:17
Wahr wirklich spitze das Kappi. ^^
Ganz ehrlich.

Ich freu mich schon tierisches auf den 31.12. ^^



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